"Ich vergesse immer alles..."
- Natasha
- 13. März
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. März
Das Arbeitsgedächtnis und dein Kind
Vielleicht hast du schon erlebt, dass die Lehrkraft deines Kindes sagt, es habe Schwierigkeiten, sich Lerninhalte oder Anweisungen zu merken. Auch dein Kind spürt oft selbst, dass es schnell Dinge vergisst, was für alle Beteiligten sehr frustrierend sein kann.
Ein nicht optimal funktionierendes Gedächtnis kann das Lernen erheblich erschweren. Der Begriff "Arbeitsgedächtnis" wird in Fachkreisen verwendet, wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, neue Informationen zu behalten und zu verarbeiten. Gerade Kinder mit Lernschwierigkeiten kämpfen oft mit einem schwachen Arbeitsgedächtnis.
In diesem Blog erfährst du:
Was das Arbeitsgedächtnis ist und warum es so wichtig ist.
Wie sich ein schwaches Arbeitsgedächtnis für Kinder anfühlt.
Was du konkret tun kannst, um dein Kind zu fördern.
1. Was ist das Arbeitsgedächtnis?
Das Arbeitsgedächtnis ist ein moderner Begriff für das, was früher als Kurzzeitgedächtnis bezeichnet wurde. Es ist jedoch mehr als nur ein Speicher für Informationen. Vielmehr fungiert es als Verarbeitungszentrum, das Daten speichert, organisiert und abrufbar macht, um sie für das Lernen nutzbar zu machen.
Unsere Sinne spielen dabei eine entscheidende Rolle (hallo multisensorisches Lernen!), denn sie beeinflussen, wie Informationen im Gehirn gespeichert werden. Ohne ein funktionierendes Arbeitsgedächtnis ist effektives Lernen kaum möglich.
Wie das Arbeitsgedächtnis Teil der exekutiven Funktionen ist
Das Arbeitsgedächtnis ist eine zentrale Komponente der exekutiven Funktionen, die alle mentalen Prozesse umfassen, die es uns ermöglichen, zielgerichtet zu handeln und Herausforderungen zu bewältigen. Es arbeitet eng mit anderen Bereichen der exekutiven Funktionen zusammen, wie der Impulskontrolle und der kognitiven Flexibilität.
Es hilft deinem Kind, Informationen während einer Aufgabe im Kopf zu behalten und gleichzeitig zu verarbeiten.
Es unterstützt die Planung von Handlungen, das Lösen von Problemen und die Fähigkeit, sich auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren.
Ohne ein starkes Arbeitsgedächtnis fällt es schwer, mehrstufige Anweisungen zu befolgen, sich auf Aufgaben zu konzentrieren oder bei einer Ablenkung wieder zur Aufgabe zurückzukehren.
Ein gut funktionierendes Arbeitsgedächtnis ist also essenziell, um schulische und alltägliche Anforderungen erfolgreich zu meistern.
Warum ist das Arbeitsgedächtnis so wichtig?
Unsere Fähigkeit zu lernen und uns zu entwickeln hängt also stark von einem funktionierenden Arbeitsgedächtnis ab. Es ermöglicht uns, Informationen zu speichern und zu verarbeiten, sei es für schulische Aufgaben wie Rechnen oder für alltägliche Routinen wie Zähneputzen.
Kinder mit einem schwachen Arbeitsgedächtnis haben oft Schwierigkeiten, mehrstufige Anweisungen zu befolgen oder sich an neu Gelerntes zu erinnern. Das führt nicht nur zu Frustration, sondern kann auch ihr Selbstvertrauen beeinträchtigen!
2. Wie fühlt sich ein schwaches Arbeitsgedächtnis an?
Kinder mit einem beeinträchtigten Arbeitsgedächtnis beschreiben oft, dass Informationen „wie durch ein Sieb“ rutschen. Während sie beispielsweise Fakten oder Zahlen kurzfristig speichern können, gehen diese Informationen schnell wieder verloren. Das kann sich besonders im Unterricht bemerkbar machen, wenn Anweisungen vergessen oder Aufgaben nicht korrekt ausgeführt werden.
Im Gegensatz dazu sind Erinnerungen, die mit Emotionen oder Erlebnissen verknüpft sind, oft besser abgespeichert. Das Arbeitsgedächtnis konzentriert sich auf die Speicherung und Verarbeitung von Daten, die für aktuelle Aufgaben relevant sind – wie das Lösen von Matheaufgaben oder das Verstehen einer Geschichte.
3. Was kannst du tun, wenn dein Kind ein schwaches Arbeitsgedächtnis hat?
Wenn Lehrkräfte oder du als Elternteil beobachtest, dass dein Kind Schwierigkeiten mit dem Arbeitsgedächtnis hat, solltest du dich nicht entmutigen lassen. Das bedeutet nicht, dass dein Kind ein ernsthaftes Problem hat, das nicht behoben werden kann. Das Arbeitsgedächtnis ist trainierbar.
Es ist wichtig, sich die Stärken deines Kindes bewusst zu machen und sich nicht nur auf die Herausforderungen zu konzentrieren. Oft ist ein „schlechtes“ Arbeitsgedächtnis einfach ein Teil der Entwicklung, und viele Kinder wachsen später aus diesen Schwierigkeiten heraus.
Ein gutes Arbeitsgedächtnis ist in unserem Schulsystem von großer Bedeutung, aber es gibt immer Möglichkeiten, das Gedächtnis deines Kindes zu stärken.
So kannst du das Arbeitsgedächtnis deines Kindes stärken:
Es gibt viele spielerische Möglichkeiten, wie du das Arbeitsgedächtnis deines Kindes trainieren kannst. Hier einige Ideen:
Übt euch in kleinen Merkaufgaben, wie zum Beispiel 3 Dinge zu merken, die ihr beim Einkaufen kaufen sollt.
Spielt ein Gedächtnisspiel, bei dem dein Kind sich Gegenstände merken muss.
Hilf deinem Kind, Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte zu unterteilen.
Nutze Lieder,Reime, und Bilder um das Gedächtnis spielerisch zu fördern.
Schaffe Routinen, die deinem Kind helfen, Informationen besser zu behalten.
Es ist wichtig, Geduld zu haben. Dein Kind darf lernen, dass es okay ist, etwas öfter zu wiederholen, um es zu lernen. Zeige Verständnis für die Herausforderungen und sprich auch offen über deine eigenen „Vergesslichkeiten“, damit dein Kind merkt, dass Fehler und Vergessen normal sind.
Hier habe ich eine Sammlung von weiteren Ideen:
1. Gedächtnisspiele
Memory-Spiel: Verwende ein Set mit Karten, die Bilder oder Wörter zeigen. Lege die Karten verdeckt auf den Tisch und drehe jeweils zwei Karten um. Ziel ist es, passende Paare zu finden. Dies fördert das visuelle Gedächtnis und die Konzentration.
Simon sagt: Spiele das klassische Spiel, bei dem du Anweisungen gibst, wie "Simon sagt, berühre deine Nase" oder "Simon sagt, spring zweimal". Dieses Spiel stärkt sowohl das auditive Gedächtnis als auch die Fähigkeit, mehrstufige Anweisungen zu befolgen.
2.Sprachgedächtnistraining
Geschichten-Wiedergeben: Lies deinem Kind eine kurze Geschichte oder einen Absatz vor und bitte es, diese in eigenen Worten nachzuerzählen. Beginne mit einfacheren Geschichten und steigere die Komplexität nach und nach. Diese Übung fördert das Hörverständnis und das verbale Gedächtnis.
Wortketten: Beginne mit einem Wort, wie zum Beispiel "Apfel", und bitte dein Kind, ein Wort hinzuzufügen, das mit dem letzten Buchstaben deines Wortes beginnt, z.B. "Löwe". Das Spiel geht weiter, wobei jeder Spieler sich an die vorherigen Wörter erinnern muss. Dies stärkt sowohl das Erinnern als auch die Reihenfolge.
3. Mathematik- und Zahlenspiele
Zahlenfolgen: Gib deinem Kind eine Zahlenreihe (z.B. 2, 4, 6, 8, 10) und bitte es, die nächste Zahl zu nennen. Verlängere die Reihenfolgen schrittweise und mache sie komplexer. Dies hilft beim Erinnern von Zahlen und beim Erkennen von Mustern.
Mathematik-Fakten im Gedächtnis: Erstelle Lernkarten mit einfachen Rechenaufgaben (z.B. 4+3, 7-2) und frage dein Kind regelmäßig ab. Die Wiederholung festigt mathematische Fakten und stärkt das Kurzzeitgedächtnis.
4. Visuelle Gedächtnisübungen
Visuelle Zuordnungsspiele: Nutze Objekte, Bilder oder Karten, die dein Kind aus dem Gedächtnis heraus zuordnen muss. Lege zum Beispiel 5 verschiedene Objekte auf ein Tablett, lasse dein Kind die Objekte eine Minute lang betrachten, decke sie dann ab und bitte es, die Objekte in der richtigen Reihenfolge zu erinnern.
Finde die Unterschiede: Verwende Bilder mit kleinen Unterschieden und bitte dein Kind, diese Unterschiede zu finden und sich zu merken. Diese Übung fördert visuelle Aufmerksamkeit und Gedächtnis.
5. Häppchen und Gruppierungen
Wörter in Teile aufteilen: Wenn du ein neues Konzept vermittelst, versuche es in kleinere, leichter verdauliche Teile zu unterteilen. Zum Beispiel, um eine lange Zahlenreihe zu merken (z.B. 543921), teile sie in kleinere Einheiten auf (z.B. 543, 92, 1). So wird die Information leichter aufgenommen und behalten.
Gruppieren und Sortieren: Gib deinem Kind eine Sammlung von Objekten oder Bildern und bitte es, diese in Kategorien zu ordnen (z.B. Tiere, Früchte, Formen). Das hilft, das Gedächtnis durch Organisation und Kategorisierung zu stärken.
6. Kombination von Bewegung und Gedächtnis
Hindernisparcours: Baue einen einfachen Hindernisparcours mit Anweisungen, die dein Kind Schritt für Schritt befolgen muss. Zum Beispiel: "Spring über den Ball, krieche unter dem Tisch hindurch und laufe zur Tür." Dies stärkt sowohl das Gedächtnis als auch die motorische Fähigkeiten.
Tanz und Wiederholung: Spiele Musik und bringe deinem Kind eine kurze Tanzsequenz oder Bewegungsmuster bei. Nach ein paar Wiederholungen bitte es, die Schritte ohne deine Hilfe zu wiederholen. Dies kombiniert körperliche Aktivität mit Gedächtnisübungen.
7. Routine und Wiederholung
Tägliche Routinen: Ermutige dein Kind, eine Routine für tägliche Aktivitäten zu entwickeln, wie zum Beispiel das Anziehen für die Schule oder das Zubettgehen. Eine vorhersehbare Reihenfolge von Aufgaben hilft dem Gehirn, Gedächtnismuster zu festigen.
Zeitmanagement üben: Nutze Timer (z.B Time-Timer), um kurze Intervalle für Aufgaben zu setzen, zum Beispiel 10 Minuten für Hausaufgaben. Dein Kind muss sich daran erinnern, was es tat, als der Timer abläuft, was das Gedächtnis und die Fähigkeit zur Aufgabenbewältigung stärkt.
8. Mehrstufige Anweisungen
Mehrstufige Anweisungen folgen: Beginne mit einfachen Anweisungen wie "Nimm den roten Ball und lege ihn auf das Regal." Erhöhe nach und nach die Anzahl der Schritte, wie zum Beispiel: "Nimm den roten Ball, werfe ihn in den Korb und hole dann deine Schuhe." Dies stärkt das Erinnerungsvermögen für mehrere Anweisungen.
Schatzsuche: Organisiere eine Schatzsuche, bei der dein Kind eine Liste von Dingen finden muss. Zum Beispiel: "Finde einen grünen Gegenstand, dann einen runden Gegenstand und schließlich einen weichen Gegenstand." Dies hilft, das Gedächtnis und die Fähigkeit, Gedanken zu ordnen, zu verbessern.
9. Technologie nutzen
Gedächtnis-Apps: Es gibt Apps, die speziell entwickelt wurden, um das Gedächtnis zu stärken. Einige Apps beinhalten Spiele, bei denen Kinder Muster, Reihenfolgen oder Schritte erinnern müssen. Suche nach Bildungs-Apps, die auf Gedächtnisaufbau fokussiert sind.
Hörbücher: Höre mit deinem Kind Hörbücher und frage es danach, die Handlung oder die Charaktere zusammenzufassen. Dies fördert das auditive Gedächtnis und das Verständnis.
10. Kreative Aktivitäten
Zeichnen aus dem Gedächtnis: Nachdem dein Kind ein Bild für eine kurze Zeit betrachtet hat, bitte es, das Bild aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Das kann von einer einfachen Szene bis hin zu einer komplexeren Abbildung reichen. Dies fördert sowohl das visuelle Gedächtnis als auch die Kreativität.
Bauen mit Bauklötzen oder Legosteinen: Zeige deinem Kind, wie es etwas bauen kann (z.B. ein Haus, ein Auto) und fordere es dann auf, das Gebaute aus dem Gedächtnis nachzubauen. Dies stärkt das visuelle Gedächtnis und das räumliche Vorstellungsvermögen.
Mein Lieblingstipp- das Fotoalbum:
Eine besonders hilfreiche Methode, Informationen, die Kinder für die Schule wissen müssen, zugänglich zu machen, ist die Nutzung eines kleinen Fotoalbums im Format 10x15 cm. Beschrifte dazu Karteikarten im A7-Format mit den wichtigsten Inhalten und lege sie in das Album. So entsteht ein kompaktes Nachschlagewerk, das dein Kind jederzeit nutzen kann.
Kinder mit Lernschwierigkeiten können ein solches Album vielleicht sogar als Teil eines Nachteilsausgleichs in Klassenarbeiten verwenden – das war zumindest an meiner Schule erlaubt!
Hier ein Video dazu: https://www.instagram.com/reel/CykkNaqMzGL/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MzRlODBiNWFlZA==
Viel Spaß beim Ausprobieren!
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